Stadtgeschichte

Eine kleine Stadt mit über 800 Jahren Geschichte

„Sandau. Ist eine nach ihren Straßen ziemlich regular gebaute Stadt, von welcher die Elbe etwan einen Büchsen Schuß vorbey fliesset, …“ „… und besitzt Aecker von vorzüglicher Güte, und Eichholz auf beyden Seiten der Elbe.“ Diese historische Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert könnte auch heute noch Sandau (Elbe) beschreiben. Als hätte sich hier nicht viel verändert. Die Geschichte unserer Stadt hingegen war sehr bewegt.


Blick auf Sandau (Elbe) im Jahr 2022


Viele Ereignisse und Menschen trugen in der über 800 Jahre alten Geschichte von Sandau (Elbe) dazu bei, dass unsere kleine Stadt zu einem besonderen Ort direkt an der Elbe wurde.

 

Noch heute zeugen die

- beeindruckende und wiederaufgebaute Romanische Kirche St Laurentius/St Nikolaus,

- das große barocke Rathaus, regional einmalig in seinem Bau,

- ein gut erhaltenes Kaiserliches Postamt,

- das Kaiser- und Kriegerdenkmal, das polnische Ehrenmal und

- wunderschöne Backstein- und Fachwerkhäuser von seiner jahrhundertelangen Geschichte.

Große Lücken in der einst so planmäßig angelegten Stad zeugen auch von der damals großen Zerstörung im zweiten Weltkrieg.

 

Bereits 1190 fing alles mit einem kleinen slawischen Ort in der sandigen Flußaue „villa Sandowe“ an. 1272 wird Sandau erstmals als Stadt erwähnt. Aus dem Mittelalter stammt auch das noch heute gut erkennbare planmäßige Straßennetz. Damals hatte Sandau gerade mal eine Ausdehnung von 400 m x 450 m.

 

Viele Schlachten wurden seitdem geschlagen, die Stadt Sandau erobert, verteidigt, verkauft, ausgehungert, aufgebaut, erweitert und im Krieg wieder zerstört. Die direkte Lage an der Elbe und im Elb-Havel-Winkel machte Sandau zu einem begehrten und strategischen Punkt für Markgrafen, Erzbistümer, Heerführer und Adlige.

 

Die Elbe bildete eine politische Wassergrenze und einen wichtigen Handelsweg gleichermaßen. Auch wirtschaftlich spielte die Elbe für Sandau eine große Rolle. Schon damals wurde die Kraft der Natur genutzt. Das Wasser der Elbe konnte durch Schiffsmühlen genutzt werden, die auf dem Wasser schwammen. Das hatte den Vorteil, dass die Energie des Wassers bei Hoch- und Niedrigwasser gleichmäßig zur Verfügung stand.
Auch die damals bereits betriebene Fähre bildete einen wichtigen Transport- und Verkehrsweg als Verbindung der beiden Elbseiten. Von Sandau aus konnte auch der Handel auf der Elbe gut überwacht werden. 

 

Die Sandauer Kirche, gewidmet dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Holländer, wurde von holländischen Kolonisten und Jerichower Mönchen im 12. Jahrhundert erbaut. Seit 2022 zählt wieder eine holländische Familie zu den Sandauern. 

 

Im Jahr 1272 erhielt die Stadt von den Markgrafen Johann Otto und Waldemar die Erlaubnis für eine freie Fähre. Das war auch die Zeit, als Sandau erstmals als Stadt erwähnt wurde. Das Mittelalter prägte die Entwicklung der Stadt, indem es sie befestigte und eine Stadtmauer errichtete. Die heutige nahezu kreisförmige Mauerstraße zeugt heute noch davon.

 

Die Stadt Sandau wurde während des dreißigjährigen Krieges von durchziehenden Truppen heimgesucht, die Plünderungen, Morde und Zerstörungen verursachten. Viele Bürger flohen aus der Stadt und suchten ihren Lebensunterhalt durch Betteln oder wanderten nach Hamburg aus. 1680 ging das Herzogtum Magdeburg und damit auch die Stadt Sandau in den Besitz Brandenburgs über - eine Entscheidung, die 1648 auf dem Westfälischen Friedenskongress getroffen wurde. 1717 wurde Sandau zur Garnisionsstadt, als Friedrich Wilhelm I, der Soldatenkönig, eine Kompanie des Dragoner-Regiments Markgraf Albrecht von Brandenburg dort stationierte. 1737 besuchte der preußische König Friedrich Wilhelm die Stadt.

 

Im Jahr 1806 erlitten die preußischen Truppen bei Jena und Auerstedt eine Niederlage und zogen sich über die Elbe zurück, auch Blücher mit seinem Korps bei Sandau, gefolgt vom Herzog von Weimar. Die Sandauer Kompanie kapitulierte gemeinsam mit dem gesamten Regiment bei Pasewalk, wodurch Sandau seine Garnison verlor.

1809 rückten die Franzosen für einen Monat in die Stadt ein. Im Jahr 1813 wurde das Landsturm Battalion Sandau aufgestellt. Vom 18. Mai bis zum 24. Mai befand sich eine Kompanie Lützower Jäger zur Beobachtung des Elbüberganges in der Stadt. Unter ihnen war auch der Dichter Theodor Körner. In dieser Zeit entstand sein Gedicht "Mißmut".

 

In den Jahren 1839 bis 1844 wurde die Straße von Genthin nach Hamburg über Jerichow, Sandau und Havelberg gebaut, die heute als Bundesstraße 107 bekannt ist.

Im Jahr 1898 wurde das Kriegerdenkmal enthüllt, das auch heute noch vor der Kirche steht und an die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 erinnert.
Ab 1909 fuhr  die Kleinbahn von Schönhausen nach Sandau und löste die Postkutschen ab die bis dahin mit Station im Kaiserlichen Postamt die einzige Verbindung darstellten.

 

108 Männer aus Sandau fielen während des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918  an der Westfront. In den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges stand Sandau unter direktem Beschuss der amerikanischen Artillerie. 12 Tote und 80% der Stadt waren zerstört, darunter auch die Kirche. Eine Dauerausstellung in der wiederaufgebauten Kirche zeigt u. a. erschütternde Bilder aus dieser Zeit. Als Dank für die Soldaten der I. Polnischen Armee, die am 03.05.1945 als erstes die Elbe erreichten, erfolgte 1974 die Errichtung des Polnischen Ehrenmals.

 

Die Bahnstrecke Schönhausen - Sandau wurde 1993 für den Personenverkehr eingestellt. Seit 1997 ist der gesamte Bahnverkehr offiziell stillgelegt. Busse verbinden seither die einzelnen kleineren und größeren Ortschaften miteinander. Das mehrgeschossige Bahnhofsgebäude steht heute noch in Sandau.

 

Seit 1996 ermöglicht eine neue und kombinierte Gierseil- und Motorfähr den Fährbetrieb auch bei Hoch- und Niedrigwasser. Diese erleichtert bis heute den Verkehr zwischen ost- und westelbischer Seite angesichts der großen Entfernung zwischen den Elbbrücke in Tangermünde und Wittenberge.

 

2002 fand die Grundsteinlegung statt, mit dem der Wiederaufbau des im 2. Weltkrieg zerstörten Kirchturmes der spätromanischen dreischiffigen Backsteinbasilika St. Laurentius/St. Nicolaus begann. Durch großes Engagement der Bürgerinnen und Bürger Sandaus ist in mehreren Schritten ist heute im Kirchturm eine Winterkirche, ein Ausstellungs- und Veranstaltungsraum entstanden. Auf dem Kirchturmdach befindet sich das höchstgelegene Storchennest Sachsen-Anhalts.